Predigten



Predigt von Prälat Dr. Norbert Ruf
anlässlich seines Besuchs im Sommer 2009 in Meitingen


"Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung"

Liebe Schwestern im Glauben!

Heuer feierten wir den 65. Todestag von Max Josef Metzger, dem Priester der Erzdiözese Freiburg und Märtyrer des Nationalsozialismus. Am 14. Oktober 1943 war er nach einem Schauprozess vor dem Volksgerichtshof wegen Hochverrats zum Tode verurteilt worden. Er hatte in einem Memorandum am so genannten Endsieg gezweifelt und Pläne für ein Deutschland nach dem Krieg entworfen. Seitdem saß er in einer Todeszelle des Zuchthauses Brandenburg-Görden und wurde trotz verschiedener Gnadengesuche - auch seines Erbischofs Conrad Gröber - am 17. April 1944, dem Montag nach dem Weißen Sonntag um 15.26 Uhr durch Enthauptung hingerichtet. In den letzten sechs Monaten seines Lebens schrieb er - meist mit gefesselten Händen - viele Briefe und Abhandlungen, wie es dieser unermüdliche Seelsorger, umtriebige Leiter eines Säkularinstitutes und rastlose Kämpfer für die Einheit der Kirche und den Frieden in der Welt sein Leben lang getan hatte.

Seine Schriften aus der Todeszelle zeigen kompakt und konzentriert, wie für ihn mitten im Tag, mitten in der Zelle, das Fest der Auferstehung ausgesehen hat. In Freude, großer Hoffnung und tiefem Glauben geht er dem Osterfest 1944 und seinem Tod acht Tage später entgegen. Er dichtet u.a. Osterlieder und vertont sie sogar teilweise. Am 12. November 1943 schreibt er in einem Brief: " Ich fühle mich viel zum Singen gedrängt, um dem drängenden Herzen Luft zu machen."

Und so singt er denn am 10. April 1944 - eine Woche vor der Hinrichtung - in einem Osterlied: " Christ, der Herrr ist auferstanden, leibverklärt in Herrlichkeit. Kündet laut in allen Landen: Freiheit, Frieden, Freudenzeit." Und das in der nur wenige Quadratmeter großen Todeszelle - mit gefesselten Händen, den Henkertod vor Augen. Und: "Singt Triumph! - Denn überwunden ist der Feind." Er sieht sich in Christus als den, der seinen Feind, der ihn hinrichten lässt, überwunden hat. Und ebenso ist der Bezug auf seine Situation nicht zu überhören. "Jubelt, die ihr todgeweiht. Der des Teufels Kampf bestanden, uns aus Höllenfron befreit." Sein sieghafter Stolz und sein auch in diesen letzten Tagen nie gebrochenes Herz klingen auf: "Heil'gen Lebens froh, ihr Freien, hebt das Haupt, ihr seid erlöst."

Und dann können wir es wörtlich nehmen, mitten in dem Tag, an dem ihm die Vollstreckung des Todesurteils für den Nachmittag eröffnet worden war, schreibt er in seinem Abschiedsbrief:"Nun verlangt der Herr das Letzte von mir... Ich gehe mit frohem Herzen in den Tod - nein ins Leben, wie ich glaube... Ich bin froh, dass ich euch einiges hinterlassen durfte, was mir Gott geschenkt hat... die Osterlieder, dir ihr von mir habt... Und nun noch einmal herzhaft und froh österliche Freude. Alleluja!"

Klingen diese Texte nicht wie ein Kommentar zur Osterpredigt des hl. Petrus aus der Apostelgeschichte, in der er an das Evangelium erinnert, das seine Zuhörer angenommen haben, und dann fortfährt: "Es ist der Grund, auf dem ihr steht. Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet." So also hat Max Josef Metzger mitten im Tag sein Fest der Auferstehung gefeiert.

Und wir? Ist ein derart grausames und gleichzeitig österliches Hinleben auf Sterben und Tod wie bei Metzger überhaupt als Thema einer Osterpredigt geeignet? Ist das nicht eher eine Karfreitags-Meditation? Aber denken wir daran, es gibt eben ohne Karfreitag auch keinen Ostertag, weder bei Metzger noch bei uns. Denken wir an die Ängste, die gewiss auch Max Josef Metzger gequält haben. Ängste, die uns das Leben schwer machen, die nach unserer Seele greifen und das Leben manchmal unerträglich erscheinen lassen.

Ängste, die an die Existent gehen:
- die Angst, wenn uns gesagt wird, dass es keine Hoffnung mehr gibt für uns oder für einen geliebten Menschen;
- die Angst vor dem Verlust von Menschen, die uns nahe stehen, aber auch die Angst der Bindung;
- die Angst vor Versagen, aber auch die Angst, ein Wagnis einzugehen;
- die Angst vor Krankheit;
- die Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes und damit der materiellen Sicherheit für die Familie.
- Es gibt die diffusen Ängste, für die wir keinen Namen wissen, die aber den Menschen im Inneren zerstören und in Verzeiflung stürzen können.

Das alles können Situationen, Augenblicke in unserem Leben sein, die die Osterhoffnung herausfordern, den Osterglauben auf den Prüfstand stellen. Manchmal, mitten im Tag oder in der Nacht! Und da bekommen die Lieder und Gedanken, die uns Metzger hinterlassen hat, einen neuen Ton, einen nicht mehr dissonanten, einen harmonischen, auch wenn er schwer und nach Moll klingt.

Es bleibt uns heute und danach, dass sich die Auferstehung Jesu auch für uns ereignet mitten im Tag, mitten im Alltag als Fest, wenn nämlich etwa anonyme Formen des Todes überwunden werden: Wenn nach Konflikten und Streit Anzeichen von Verständigung und Versöhnung auftauchen; wenn in einer Atmosphäre des Neides und der Verachtung Wohlwollen spürbar wird. Noch viele solche anonyme Formen des Tötens und des Todes könnten genannt werden.

Dann kann das Leben doch wieder weitergehen, wie man so sagt, aber anders, weil es nämlich weiter wird, bis hin in die Weite des ewigen Lebens. So können sie sein, die Erfahrungen von kleinen Karfreitagen und kleinen Auferstehungen im Alltag. Und sie können uns die Auferstehung Jesu erschließen, und auch die unsrige. Und der kleine Glaube hilft uns auch zum großen Glauben und zur großen Hoffnung wie bei Metzger.
Oder wie es Marie Luise Kaschnitz dichtet als das Lied, verdichtet: Manchmal stehen wir auf, manchmal stehen wir auf zur Auferstehung, mit unserem lebendigem Haar, mit unserer atmenden Haut.

JA! Auferstung mit Haut und Haar! Auferstehung mitten im Tag!


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HERZ-JESU-FEST (19. Juni) 2009

Predigt von P. Soni Abraham Plathottam O.Carm.
(in der Kapelle des Christkönigs-Instituts in Meitingen)



Zum 90. Geburtstag der Gründung sage ich Euch allen meinen herzlichsten Glückwunsch.   -   90 Jahre im Dienst des Herrn, im Dienst der Mitmenschen, das ist etwas besonderes.


Am Herz-Jesu-Fest (27. Juni) 1919 gründete Dr. Max Josef Metzger in Graz mit Mitarbeitern seines „Weltfriedensbundes vom Weißen Kreuz“ die „Missions-Gesellschaft vom Weißen Kreuz“, die seit Ende 1927 Christkönigsgesellschaft (Societas Christi Regis), heute Christkönigs-Institut heißt.

Damals hieß es also „Missionsgesellschaft vom Weißen Kreuz“.
Es ist wichtig zu wissen, warum damals die Gemeinschaft „Missionsgesellschaft vom Weißen Kreuz“ genannt wurde.

Der Begriff Missionsgesellschaft ist klar und deutlich: Die Mitglieder sollen als Missionare tätig sein und leben. Missionsgesellschaft bedeutet: Christus verkünden im Leben und in der Arbeit. Der Leitgedanke „Christus muss König sein“ erklärt in sich die Missionsaufgabe der Mitglieder.

Aber was heißt vom Weißen Kreuz? Wie kann ein Kreuz weiß sein? Was bedeutet das? Weißes Kreuz bedeutet schlicht und klar die Hostie. Damals die Farbe der Hostie war grundsätzlich weiß und hat auch ein Kreuz eingeprägt gehabt. Das weiße Kreuz in der Hostie sollte die Getauften daran erinnern, dass sie zur Opferbereitschaft mit Christus berufen sind. Es bedeutet einfach die Eucharistie. Liebe Schwestern, Ihr seid berufen, Christus in der Eucharistie zu erfahren und aus dieser Quelle alles Notwendige für Euer Leben zu schöpfen. Das Zentrum Eures Lebens soll die Eucharistie sein.

Die Bedeutung des Herz-Jesu-Festes kann man nur im Hinblick auf die Eucharistie verstehen. Mit dem Herz-Jesu-Fest erinnert die Kirche daran, dass Gott mit seinem menschgewordenen Sohn Christus ein menschliches Herz hat: ein Herz, das in den Notleidenden, die seine Brüder und Schwestern sind, nach Liebe ruft; und ein Herz, das sich auch durch und für diese notleidenden Mitmenschen öffnen will. Ein Herz haben bedeutet, Liebe zu haben. Herz ist das eindeutige Symbol der Liebe. Gottes Liebe können wir erfahren in der Eucharistie. Gott schenkt sich selber für uns alle ohne Wenn und Aber. Gott ruft uns alle an, seine unbegrenzte Liebe zu erfahren. Das Motto der eucharistischen Bewegung lautet: „Jeder Tag ein Kommuniontag, jeder Tag ein Missionstag“. Der bewusste und liebevolle Empfang des Leibes Christi hilft uns, wirklich Opfer zu bringen, und Opfer zu sein, für unsere Mitmenschen und für deren Heil.
Diese Bereitschaft und Liebe zum eucharistischen Christus hilft uns laut Dr. Max Josef Metzger, uns für das soziale Königtum Christi einzusetzen. „Christus muss herrschen auch in den weltlichen Gesetzen, in der Kultur, in der Wirtschaft, in der Politik“.

Dr. Max Josef Metzger hat diese Gemeinschaft gegründet mit der folgenden Vision:

„Die Mitglieder der Gemeinschaft sollen lernen, in der Welt zu sein, ohne mit der Welt zu leben. Als Sauerteig sollen sie versuchen, die Familien, die menschliche Gesellschaft, die Arbeitswelt und vor allen Dingen alle Lebens- und Arbeitsbezirke, in denen sie selbst stehen, durch ihr eigenes radikales Christenleben zu erneuern und so Salz der Erde zu werden“. Diese Gemeinschaft sollte „zur Erneuerung von Kirche und Welt“ dienen. Die Mitglieder sollen leben aus dem Geist des Evangeliums und neben dem praktischen Apostolat christlicher Nächstenliebe sich im besonderen für Frieden und Einheit einsetzen. Diese Aufgabe kommt wieder so klar zur Sprache, wo Dr. Metzger über die Spiritualität des Instituts spricht:

Er schreibt: „Den Geist der Bergpredigt suchen die Mitglieder zu verwirklichen, indem sie Frieden stiften, wo Friedlosigkeit herrscht; Einheit schaffen, wo Spaltung trennt; für Gerechtigkeit eintreten, wo Menschen getreten werden; Liebe leben, wo Hass zerstört; und Hoffnung wecken, wo Verzweiflung droht“.


Liebe Schwestern, so wünsche ich Euch Gottes Gnade,
dieses reiche spirituelle Erbe des Max Josef Metzger
weiterzutragen und zu leben.
Sie sind berufen, Licht und Salz zu sein.
Sie sind berufen, den Geist der Bergpredigt zu verwirklichen.
Gott schenke Euch allen seine Gnade und seinen Geist,
dieses Licht weiterzutragen und weiterzugeben.
Amen.

(Pater Soni Abraham)