Die UNA SANCTA-Arbeit
von Max Josef Metzger



UNA SANCTA

Ihr Christen! Habt ihr auf das Wort vergessen,
das zu euch sprach der HERR zum letzten End'?
Verachtet ihr, im Eigensinn vermessen,
das Er euch ließ: Sein heil'ges Testament?

"Dass alle eins!" "Ein Hirt und eine Herde!",
das war Sein hohepriesterliches Flehn;
dass glaubhaft Seine Gottessendung werde
durch heil'ge Einheit, Frucht aus Geisteswehn...

Nicht weisen staunend mehr auf euch die Heiden,
weil ihr euch liebt, wie nie sie es gekannt -
mit Fingern sie verachtend auf euch deuten,
die ihr zerrissen habt der Einheit Band!

Ihr lest:"Ein Herr! Ein Glaube! Eine Taufe!" -
In euren Kirchen predigt ihr die Schrift,
doch eurer Gottesmänner Wortgeraufe
als Ärgernis das Ohr der Heiden trifft.

"Ein Herr!" Vor Ihm sollt ihr die Knie beugen,
einmütig preisend Ihn aus Herzensgrund!
Für Kreuz und Auferstehung sollt ihr zeugen
vor aller welt mit einer Kirche Mund!

Ich staun': Ihr findet noch zum Zanken Muße
am Tag des Gotteszornes und des Gerichts!
"Metanoia!" Der Meister ruft: "Tut Buße!"
Seht ihr die blut'gen Himmelszeichen nicht?

"Ein Leib! Ein Geist!" "Mit einem heil'gen Brote
genährt", der Liebeseinheit Gnadenpfand!
Die UNA SANCTA ruft auf dem Gebote,
das in des Herren Blut sein Siegel fand.

18.01.1944 Paulus in vinculis




Aufbruch zur Una Sancta

Als ihm der Ausbau seiner Gemeinschaft in Deutschland gesichert war, begann er wieder mehr und mehr seine Arbeit nach außen. Es entsprach seinem weltweiten Denken und Empfinden seiner "katholischen" Seele, immer wieder neue Brücken zu bauen.
Seine Kontakte mit Christen anderer Konfessionen und Nationen ließen ihn, der sich durch seine tägliche Vertiefung in die Heilige Schrift mitverantwortlich fühlte für den "Frieden Christi im Reiche Christi", immer mehr hineinwachsen in den Gedanken der Ökumene.

Schon im Jahre 1923 bei einer Friedens-Tagung des "Internationalen Versöhnungsbundes" in Nyborg kam an einem freien Nachmittag eine Zusammenkunft von Amtsträgern der verschiedenen Konfessionen zustande.

Im Jahre 1924 veranstaltete er in Graz einen Vortrags- und Ausspracheabend für katholische und evangelische Christen unter dem Thema: "Die Protestanten und wir". Die Beteiligung war groß. "Die Gewissen der einzelnen waren ins Rollen gebracht", zitierte daraufhin das Grazer Volksblatt am 11.06.1924.

Mit lebhaftem Interesse verfolgte er 1925 aus der Ferne die Stockholmer Weltkonferenz für praktisches Christentum.

1927 nahm er als Beobachter an der Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung in Lausanne teil. Im Anschluss daran verfasste er drei Aufsätze an verschiedene Leserkreise über diese Tagung, die für ihn die erste Begegnung mit der weltweiten Ökumenischen Bewegung war. In einem der Aufsätze schrieb er: "An uns Katholiken ist es, alle Einigungsbestrebungen, wo sie auch ohne uns in Angriff genommen werden, mit Wohlwollen und schuldigem Interesse zu verfolgen und für alle daran Teilnehmenden um den Heiligen Geist, den Führer zur wahren Einheit, erfürchtig zu flehen".

1934 schrieb er u.a. "Dass all die Seinen eins werden, wie ER und der VATER eins sind, das war Sein Testament, das bis heute noch nicht vollzogen ist. Niemand nennt sich zurecht ein Christ, dem die Beseitigung dieser Not nicht ein Herzensanliegen ist". Wieder und wieder liest er das Wort aus dem 17. Kapitel des Johannes-Evangeliums: "Dass alle eins seien!"

1938 schreibt er unzählige Briefe an Priesterfreunde und Theologen der verschiedenen Konfessionen. Er lässt Gebetszettel mit Einheitsgebeten drucken und durch Mitglieder seiner Gemeinschaft bei der Weltgebetswoche im Jahre 1939 zu Tausenden verteilen,
damit viel für die Einheit gebetet wird. Er verfasst kleine Flugschriften, u.a. "Muss die Glaubensspaltung sein?", "Um die Einheit der Kirche", und auch "Aufbruch zur Una Sancta".

Im Winter 1938/39 gründet er schließlich die "Bruderschaft Una Sancta".

Bruderschaft verstand er nicht als Organisation, sondern gemäß Mt 23,8: "Einer ist euer Meister, ihr aber seid alle Brüder".
Diese Bruderschaft aller Christen soll - über die konfessionellen Schranken hinweg - durch Gebet, Begegnung und Zusammenarbeit wieder neu sichtbar werden. "Vorurteile und Lieblosigkeiten" sollen im bewussten Brückenschlag von einem Ufer zum anderen, überwunden werden.

Unter "Una Sancta" versteht er die "Einheit aller durch die eine Taufe". Das "Wie" und "Wann" der Einheit steht bei Gott.

Um Pfingsten 1939 richtet er einen Brief an die evangelischen Geistlichen. Darin lädt er
mit seiner Anrede "Im Herrn geliebte Mitbrüder!" seine evangelischen Brüder herzlich ein, die vorerst mögliche Einheit zu verwirklichen und bietet als sichtbare Möglichkeit die Bruderschaft Una Sancta dazu an.